Ackerpost
Viele Hände machen ein schnelles Ende. Das ist ein Spruch aus meiner Kindheit. Als Kind war ich manchmal kurz vor der Verzweiflung, wenn ich den Berg an Pilzen, Ringlotten, Zwetschgen, Himbeeren oder Bohnen gesehen habe, die vor mir auf dem Tisch lagen. Die Vorstellung, dass dies alles noch geputzt, aussortiert und haltbar gemacht werden musste, war eher ernüchternd, wo es doch so viele andere schöne Dinge zu tun gegeben hätte. Aber meistens kamen die ganze Familie, inklusive Großeltern, zusammen und dann wurde bei Geschichten und leckerem Essen die Arbeit erledigt.
Ich stehe öfters inmitten unserer Mitglieder auf dem Acker und denke mir, allein hätte ich das nie geschafft.
Die gute Nachricht dabei ist, ich muss es nicht alleine schaffen. In diesen Momenten wird dieser Spruch aus meiner Kindheit für mich auch heute wieder hautnah erlebbar.
Ein schönes Gefühl, verbunden mit vielen schönen Erinnerungen und Dankbarkeit.
So war auch der September angefüllt mit vielen Aktivitäten im größeren und kleinen Rahmen.
Gestartet haben wir wieder mit unserem „Komm mit auf den Acker Tag“, den wir in diesem Jahr immer am 1. Samstag des Monats haben.
Um dieses Angebot weiter zu streuen, haben wir die Einladung auch über die Memminger Zeitung veröffentlicht.
Wir möchten viele Menschen dazu einladen, diese Form des Miteinanders zu erleben und unsere Werte, für die wir stehen, in die Welt tragen.
Bei herrlichem Herbstwetter haben wir geerntet und Bohnen gezupft.
Die Zwiebeln eingelagert, Algen aus dem Teich abgefischt, unsere Maisstauden gehäckselt, gebastelt und gemeinsam gegessen.
Ein voller Erfolg, dieser Tag.
Etwas ernüchternd war der Hagel am 12. September.
Wir waren auf dem Acker, als es losging. Anfangs war ich noch entspannt, aber als die Körner immer größer wurden und der Hagel andauerte, habe ich schon die Schäden am Mangold und Spinat gesehen.
Die Salate haben es ganz gut überlebt. Die Kürbisse haben allerdings Druckstellen bekommen. Ich hoffe, dass sich das auf die Lagerfähigkeit nicht allzu schlecht auswirkt. Die stark betroffenen Kürbisse kommen nun als erstes in die Kisten. Insgesamt haben wir knapp 400 Hokkaido-Kürbisse geerntet.
Für mich ist das immer mit Nervenkitzel verbunden.
Da wir aktuell 70 Gemüsekisten jede Woche befüllen, macht das Druck, wenn z.B. der Mangold und Spinat ausfallen, weil sie verhagelt sind.
Wir versuchen natürlich zu verwenden, was noch geht. Aber das ist nicht immer ganz so einfach.
Da bin ich auf das Verständnis unserer Mitglieder angewiesen, zumal wir entschieden haben, bei Ausfall von einzelnen Kulturen nichts nachzukaufen.
Da tut Solidarität manchmal auch ein bisschen weh.
Am 14. September war dann Kraut hobeln angesagt.
Das Filderkraut ist dieses Jahr wunderschön gewachsen und wir konnten 90kg Kraut in Fässern einlagern.
Ein herzliches Dankeschön an Eva Frener, die uns schon seit ein paar Jahren anleitet.
Zeitgleich haben Peter und Hans ein Regal im Lagerraum aufgestellt, das wir als Spende von der Firma Lars Consult in Memmingen bekommen haben.
Ein herzliches Dankeschön hierfür.
Das Gurkenhaus ist nun abgeräumt und Asiasalat, Rettiche und Mairüben haben dort Einzug gehalten.
Das Tomatenhaus ist noch voller Tomaten.
Allerdings fangen wir jetzt langsam an, die frühen Sorten abzuräumen und so gibt es nun die ein oder andere grüne Tomate zum Nachreifen in die Kiste.
Die Herbststimmung ist traumhaft, wenn auch die Temperaturen deutlich abgefallen sind und Mütze, lange Unterhose und Gummistiefel Einzug gehalten haben.
Ein großer Appell an unsere Mitglieder kam von mir zum Thema Stangenbohnensaatgut ernten.
Bei herrlichem Wetter saßen wir wieder einmal in gemischter Runde und haben die trockenen Schoten geerntet.
Die Schoten liegen nun ausgebreitet bei mir daheim zum Nachtrocknen.
Im Rahmen der Allgäuer Solawis haben wir uns in Markt Rettenbach auf dem Schafroth Hof getroffen und konnten uns dort bei leckerem Essen über Fachliches austauschen und uns gegenseitig auf unserem Weg bestärken.
Ich wünsche euch allen einen bunten Herbst- herzliche Grüße eure Gärtnerin Ruth